Existenz und Eindeutigkeit der Mathematik

 

Zur materiellen Begründung der Mathematik

 

 

Inhalt

Abstract

1. Die Null im Stellenwertsystem der natürlichen Zahlen

2. Der Mechanismus der Darstellung der natürlichen Zahlen

3. Die Widerspruchsfreiheit der reellen Zahlen

4. Die formale und die materielle Vollständigkeit der reellen Zahlen

5. Die irrationalen Zahlen als Grenzwertmenge der natürlichen Zahlen

Konklusion: Die Produktion der natürlichen Zahlen und die Kontinuumshypothese

 

 

Abstract: Real numbers are represented in a "number-valued" fashion by means of p-adic fractions for each natural number . That is the only representation real number can be calculated with. Practically there is only the decimal system in use. The set of real numbers consists formally of all ordered pairs of natural numbers, if for the second component of such pairs   there are also admitted "infinite natural numbers". The fractional component of such representations following its integer part is allowed to have infinite many places. Preceding all - formal - operating rules for numbers, there is a procedure which produces systematically  all finite sequences of digits as they underlie the representation of the set of natural numbers And this procedure is  also  transparent to  "infinite natural numbers" This procedure reaches in its limit up to all these numbers simultaneously  - what is not typical for limits -  without  - and that's in return typical for  limits -  attaining a single one actually. In its limit, the denumerable set of natural numbers splits up into the uncountable set of irrational numbers. Complete order and absolute disorder are closely related to each other in this limit. Mathematics is exclusively indebted to this procedure for its imagination of infinity and therefore for its own existence, provided this procedure is taken up in the special form given to it by the incorporation of a - of the - zero. In addition, this zero then establishes the uniqueness of mathematics resulting out of this procedure.

 

1. Die  Null im Stellenwertsystem  der natürlichen Zahlen

 

  I. Unendliches ist nicht einfach nur Nicht-Endliches. Zu Unendlichem gehört immer auch ein – bzw. gehört der – Abschluß. Die Tatsache allein, daß immer noch eines nach einem anderen kommt, könnte Unendliches nicht begründen, wenn nicht von Anfang an auch sicher gestellt ist, daß alles, was wir uns in einer nicht-endenden Reihenfolge gesetzt denken, auch von Anfang an bzw. allein dadurch, daß wir uns dieses Verfahren aufgenommen denken, schon zur Gänze gesetzt ist. Dazu darf das Verfahren aber keinerlei Zeit- bzw. Raumabhängigkeit aufweisen. Alles, was dem Nacheinander in der Zeit bzw. dem Nebeneinander des Raumes unterworfen ist – und das ist bei allen materiellen Dingen so – ist von Natur aus endlich, unabhängig davon, ob Raum und Zeit selbst unendlich sind oder nicht. Unendliches läßt sich insoweit auch nur denken unter der Voraussetzung, daß dabei von der Zeit bzw. von dem Raum, in der bzw. in dem wir uns nichtsdestoweniger die Produktion von Unendlichem auch nur vollzogen denken können, abstrahiert werden kann.

 Wenn es um die Produktion von Zeichenfolgen in Reihenfolge geht, dann kann man das auch, vorausgesetzt es liegt dieser Produktion ein geordnetes Verfahren zugrunde. Wenn durch so ein Verfahren sichergestellt ist, was jeweils als nächstes zu tun ist, ohne daß wir dabei jemals an ein Ende kommen könnten, dann können wir uns dieses Verfahren einfach als vollzogen denken, und zwar als abgeschlossen vollzogen denken. Das, was an sich kein Ende kennt, wird auf diese Weise mit einem solchen Ende ausgestattet. Die einfachste Form eines solchen Verfahrens besteht sicherlich darin, sich ein – beliebiges – Zeichen sukzessive zu Zeichenfolgen „kombiniert“ zu denken, die von Zeichenfolge zu Zeichenfolge dieses eine Zeichen genau einmal mehr enthalten. Es ist dieses Verfahren auch, daß der Modellvorstellung natürlicher Zahlen als Äquivalenzklassen gleichmächtiger Mengen zugrunde liegt, so wie man es vorzugsweise in Mathematikbüchern findet, soweit diese Bücher sich der Entwicklung bzw. Beschreibung so eines Modells verpflichtet fühlen. auch ein solches Modell anbieten. Der Realität dieser Zahlen wird man dadurch allerdings keineswegs gerecht. Bei diesem Modell wird allein auf den Umfang einer Menge gesetzt, wobei die Umfangsbestimmung allein dem Kriterium der bijektiven Äquivalenz folgt. Dieses  Kriterium erlaubt uns  Mengen hinsichtlich der „Größer-gleich-Relation“ miteinander zu vergleichen; es gestattet uns nicht zugleich auch,  den Umfang einer Menge entsprechend der Anzahl der von ihr erfaßten bzw. umfaßten Elemente zu bestimmen.

   Wir können also diesem Modell zufolge von keiner Menge sagen, wie viele Elemente sie enthält, und d.h. wir können diesem Modell zufolge die Elemente einer Menge nicht abzählen. Wir können insbesondere in diesem Modell auch nicht rechnen. Diesem Modell fehlt einfach jede kommunikative Qualität. Um zu sagen, wie umfangreich eine Menge ist, bliebe uns nur die Möglichkeit, so viele Striche zu setzen, wie diese Menge Elemente hat, wobei wir uns dabei nicht auf gewisse Zahlenangaben stützen könnten, die uns auch genau sagten, wie oft wir dieses eine Zeichen zu setzen haben. Unsere – kommunikativen – Möglichkeiten blieben so auf die Reproduktion bereits gegebener Mengen bzw., die willkürliche Setzung von ihrem Umfang nach unbestimmten Mengen beschränkt, ohne auf diese Weise je auch zu einer exakten, und d.h. bezifferbaren Bestimmung der Anzahl der Elemente einer Menge finden zu können.

   Diesem Bedürfnis läßt sich auch nicht dadurch nachkommen, daß die einzelnen Zeichen gezielt und betont – so wie man das natürlicherweise ohnehin immer auch tun wird – alle in Reihenfolge gesetzt werden. Damit erscheinen Mengen nur geordneter; das Potential, das in dem Ordnungsprinzip Reihenfolge steckt, kommt dabei nicht zur Entfaltung. Dazu bedarf es eines Systems von Zeichenfolgen, das sich zumindest zweier Zeichen bedient. Dann aber stehen die einzelnen Zeichen der Zeichenfolgen so eines Systems nicht mehr einfach für sich selbst, und d.h. dafür, daß sie als – ein – Zeichen auch gesetzt sind; sie halten dann vielmehr immer auch  eine zahlenwert(-halt)ige Position im Positionengefüge so einer Zeichenfolge besetzt. Es kommt dann nicht einfach mehr nur darauf an, wie viele Zeichenfolgen in Reihenfolge gesetzt sind, sondern vor allem auch darauf, welches Zeichen an welcher Stelle gesetzt ist. Neben ihrem eigenen Zeichenwert kommt dem einzelnen Zeichen einer solchen Zeichenfolge je nach der Position, die es in so einer Folge einnimmt, darüberhinaus auch ein bestimmter Stellenwert zu.

 

  II. Unser Zahlensystem ist ein Stellenwertsystem, und die Entwicklung dieses Systems gehört zweifelsohne zu den bedeutendsten mathematischen Leistungen bzw. Entdeckungen der Menschheit. Dieses System dient keineswegs nur der Erstellung von Zahlen; es liegt darin auch die Realität, Identität und Intelligibilität aller Zahlen begründet. Zahlen gibt es, weil es dieses System gibt bzw. weil es dieses Verfahren gibt, das uns systematisch mit allen nur möglichen Zeichenfolgen aus einer vorgegebenen, in Reihenfolge geordneten endlichen Menge von Zeichen bedient, wobei allein für eines dieser Zeichen – die Null – gewisse Sonderregeln gelten: die Null zählt nicht zu den natürlichen Zahlen und sie kann – ausgenommen für sich allein – von links nach rechts gelesen auch nicht am Anfang einer eine natürliche Zahl darstellenden Zeichenfolge stehen. Zum Zeichen dafür, daß eine Stelle nicht besetzt ist, und d.h. nicht mit einem eigenen Anteil zum „Gesamtwert“ einer Zeichenfolge beiträgt, ist eine – ist die – Null auch notwendiger Bestandteil so eines Stellenwertsystems.

       Käme es nur darauf an ,in geordneter Reihenfolge – ohne jede Einschränkung – alle nur möglichen Zeichenfolgen aus einer vorgegebenen endlichen Menge von  Zeichen zu bilden ,dann könnte man auf eine – auf die – Null auch  verzichten. Die Produktion aller dieser Zeichenfolgen braucht im übrigen – so oder so – nicht im Sinne eines Stellenwertsystems interpretiert zu werden. Die kommunikative Qualität einer solchen Produktion ist nicht an so eine Interpretation gebunden. Auch so läßt sich jeder Folge ihr genauer Ort im System aller dieser Folgen entnehmen. Wir wissen das aufgrund des Regelwerks, daß der Konstruktion bzw. Produktion aller dieser Folgen zugrunde liegt. Mit Mathematik – aber auch mit Stellenwertsystem – hat das noch nichts zu tun, auch wenn wir zur Identifizierung der Position einer Zeichenfolge in der Reihenfolge aller dieser Folgen mehr oder weniger zwangsläufig den einzelnen Zeichen entsprechend der Position, die sie in einer Zeichenfolge einnehmen, mit einem bestimmten Stellenwert ausstatten, einfach weil diese einzelnen Positionen – de facto – immer auch schon mit einem solchen Stellenwert ausgestattet sind.

  Es ist diese Ausstattung – wie gesagt- nicht auch Bestandteil des Regelwerks zur.  Konstruktion bzw. Produktion  dieser Zeichenfolgen. So wie dieses Regelwerk gestrickt ist, führt es uns nun aber natürlicherweise einmal dazu, das daraus hervorgehende System von Zeichenfolgen als Stellenwertsystem zu lesen und zu verstehen. Soweit in Mathematik- Schulbüchern auf dieses Regelwerk eingegangen wird, wird darauf  als eines Stellenwertsystems eingegangen, und dh, jede Zeichenfolge wird dann einfach als Polynom mit – im Dezimalsystem – der „Basis“ 10 als  „unabhängig-bestimmter“ Variabler gelesen. Auf das Regelwerk dieser Folgen im engeren Sinne wird dabei nicht eingegangen. Damit bleibt dann aber auch die ganze Mechanik des Systems verdeckt, eine Mechanik die vor allem im Unendlichen ihre ganze besondere Dynamik entfaltet.

 

  III. Bleiben wir aber vorerst noch im Endlichen. Es wurde gerade das Dezimalsystem angesprochen. Es ist dieses System bekanntlich auch nur ein System unter – unbegrenzt - vielen anderen gleichwertigen Systemen. Gemeinsam ist allen diesen Systemen auch, daß sie über eine Null in der besonderen Bedeutung, die dieses Zeichen für so ein Stellenwertsystem hat,  verfügen. Es ist die Einbindung einer solchen Null – wie gesagt – nicht notwendige Voraussetzung für die Konstruktion eines solchen Systems. Man kommt dabei auch ohne eine Null aus, auch wenn dann das entsprechende System nicht mehr vollkommen symmetrisch ist. Wenn man- bezogen auf das Dezimalsystem- mangels der Null von der 9 etwa sofort zur 11 überzugehen hätte, dann würden – klassisch dezimal gelesen bzw. gezählt – die ersten „100“ Zahlen von 1 bis 99 weniger  Zahlen umfassen als alle weiteren 100-Zahlenblöcke. Das liegt einfach daran, daß ohne die Null einstellige Zahlen in dreistelligen Zahlen nicht wiederaufgenommen werden können. Ohne die Null gibt es auch keine 101 beispielsweise, und damit kommt es bei bzw. nach Einführung einer zusätzlichen-variabel- besetzten bzw. zu besetzenden  Position auf den bisherigen niederen Positionen nicht einfach nur zur Wiederholung dessen, was es bislang ohne diese  zusätzliche Position an Besetzung niederer Positionen bzw. Positionenfolgen  schon einmal gegeben  hat.

   Das Regelwerk für die Produktion dieser Zeichenfolgen ist – mit anderen Worten – ohne eine Null eine etwas andere als mit einer Null. Auf die Gesetze der Arithmetik hat das allerdings nur beschränkt Einfluß. Es kommt bei diesen Gesetzen in einem engeren – materiellen – Sinne letztlich nur darauf an, daß eine – unendliche – Reihenfolge vorliegt, deren Elemente aufgrund ihrer Zusammensetzung die Position, die sie  innerhalb der Reihenfolge aller dieser Zeichenfolgen einnehmen, sofort auch identifiziert werden können. Auf eine vollkommene Symmetrie in der Verteilung bzw. im Aufbau dieser Elemente entsprechend der Stelligkeit, die den einzelnen Positionen schon noch auch in einem System ohne die Null zukommt, kommt es dabei nicht an.

   Ein Verzicht auf die Null würde also keineswegs a priori bereits schon das Ende aller Arithmetik bedeuten. Schließlich enthalten auch die natürlichen Zahlen keine Null, und mit den  natürlichen Zahlen läßt sich doch auch ganz gut rechnen, wenn man einmal davon absieht, daß in der Darstellung der natürlichen Zahlen, und mithin auch im Rechnen mit diesen Zahlen - schon immer - von der  Null  Gebrauch gemacht wurde. Die Null ist in das System der Darstellung der natürlichen Zahlen integriert, ohne selbst auch natürliche Zahl zu sein. Was die Null anbelangt ist insofern zu unterscheiden zwischen ihrer Funktion als – ein – Element von Zahldarstellung auf der einen Seite und deren Verwendung als – reguläre – Zahl. Diese Unterscheidung gibt es so bezüglich aller anderen ebenfalls als Zahlenmaterial Verwendung findenden Zeichen von 1 bis 9 nicht.

   So wie die Arithmetik formuliert und konstruiert ist, ist sie stellenwertsystemunabhängig formuliert und konstruiert, und insofern scheint der arithmetische  Formalismus unabhängig von irgendwelchen Darstellungs- bzw. Produktionsfragen von - natürlichen - Zahlen  entwickelt - zu sein Die einzelnen arithmetischen Operationen sagen uns nur, wie wir  von zwei Punkten einer Reihenfolge aus zu einem ganz bestimmten anderen Punkt dieser Reihenfolge kommen, ( Nur deswegen auch konnte - das sei nur nebenbei gesagt - mit dem Rechenschieber gerechnet werden).  Ohne die Null könnte im System bzw. im Regelwerk dieses Verfahrens allerdings schon keine – natürliche – Zahl mehr von sich selbst subtrahiert werden. Eine solche Subtraktion ist in der Menge der natürlichen Zahlen nicht definiert. Bekanntlich wird diese Subtraktion mit Null definiert, und es ist diese Subtraktion auch der ursprüngliche Ort der konstruktiven Einführung der Null in das Zahlensystem. Theoretisch ließe sich diese Subtraktion auch anders –   was das genannte Beispiel etwa betrifft als  – definieren. Den Gesetzen der Arithmetik würde auch dies einmal mehr keinen Abruch tun. Einmal mehr wäre aber auch damit wieder die – diesmal punktspiegelbildliche- Symmetrie in der Reihenfolge ganzer Zahlen gestört.

   Zu einer konstruktiven Notwendigkeit wird die Null allerdings in Verbindung mit den rationalen Zahlen bzw. – präziser – in Verbindung mit dem Begriff der Nullfolge rationaler Zahlen. Die klassischste bzw. elementarste aller solchen Folgen ist die Folge . Zuvor schon ergibt sich die Notwendigkeit der Einführung  einer Null bereits aus der Division ganzer  Zahlen, so wie sie im übrigen auch der Definition  rationaler Zahlen zugrunde liegt. Aufgelöst, und d.h. „ausdividiert“ stellt jede rationale Zahl einen sogenannten b-al- Bruch dar. Brüche deren Nenner größer als ihr Zähler ist, können in der Reihenfolge rationaler Zahlen natürlicherweise nur von einem – positiven - Zahlenwert kleiner als 1 sein. Dementsprechend auch stehen solche Zahlen in dieser Reihenfolge rationaler Zahlen auch vor der 1, und sie stehen – sofern der Bruch negatives Vorzeichen trägt – in dieser Reihenfolge nach der . Feststeht auch, daß die Zahlenfolge  resp.  eine streng monoton fallende resp. eine streng monoton wachsende Folge ist. Und aus Symmetriegründen- beide Folgen sind bis auf das Vorzeichen jeweils identisch- können sich diese beiden Folgen auch nur in der Mitte zwischen der 1 und der  treffen.

   Grenzwert der Folge  kann nur eine Zahl mit den Eigenschaften der Null so wie diese in den Körperaxiomen postuliert sind bzw. sich daraus ableiten lassen, sein. Zu diesen Eigen- schaften gehört insbesondere auch, daß Multiplikation mit Null immer auch Null zum Ergebnis hat. Es ist dies eine Eigenschaft, so wie sie auch in die „Polynom-Auflösung“ von (Zahl-)zeichenfolgen eingeht. Eine Null in so einer Zeichenfolge besagt- wie gesagt - daß die betreffende Position nichts zum Gesamt(zahlen-)wert dieser Folge beiträgt. Deswegen kann eine solche Folge auch nicht mit einer Null beginnen, einfach weil das keinen Sinn ergäbe. Solche Nullen wären vollkommen überflüssig. Deswegen werden sie auch nicht gesetzt. Innerhalb einer Folge sind solche Nullen dagegen unentbehrlich, einfach um die Positionen, die effektiv zum Gesamtergebnis beitragen, auch entsprechend positionieren zu können. Das kann man aber nur, wenn auch die Möglichkeit besteht, Positionen, die nicht zu diesem Gesamtergebnis beitragen, entsprechend als leere, nicht besetzte Positionen auch auszuzeichnen. Gerade dafür (auch) ist die Null da.

 

2. Der Mechanismus der Darstellung der natürlichen Zahlen

 

   I. Grundsätzlich ist zu sagen, das das Verfahren zur Produktion der unendlichen Reihenfolge von endlichen Zeichenfolgen unabhängig von seiner mathematischen Interpretation als Darstellung der Menge der natürlichen Zahlen ist. Das gilt auch für die Null in der besonderer Funktion und Bedeutung, die ihr im Vollzug dieser Produktion zukommt, wenn sie denn bei dieser Produktion auch Verwendung findet. Zur Produktion einer unendlichen Reihenfolge von endlichen Zeichenfolgen ist eine solche Null –wie gesagt- nicht erforderlich. Allerdings kann das ganze System solcher Zeichenfolgen dann auch nur bedingt als ein Stellenwertsystem gelesen und verstanden werden. Allein mit einer Null läßt sich so ein System auch mit allen guten Symmetrieeigeschaften ausstatten, die dieses erst auch zu einem Stellenwertsystem im engeren und eigentlichen Sinne werden lassen. Nur eine Null läßt uns strikt zwischen den Beiträgen jedes einzelnen Zeichens zum Gesamtbild bzw. -ergebnis einer ganzen Zeichenfolge unterscheiden. Wir bekommen so sofort auch eine vollkommene (Polynom-)gliederung einer jeden Zeichenfolge mitgeliefert.

   Die Identifizierung einer Zeichenfolge mit dem ihr zugehörigen – natürlichen – Zahlenwert bereitet uns erfahrungsgemäß bei nicht allzu großen bzw. nicht allzu kleinen, und d.h. bei Zeichenfolgen mit nicht allzu vielen Zeichen wenig Probleme. Ohne die gliedernde Funktion der Null könnte es dagegen zu "Überschneidungen" der Beiträge der einzelnen Zeichen zum Zahlenwert der betreffenden Zeichenfolge kommen. Grundsätzlich ist dazu zu sagen, daß das ganze Verfahren seiner ganzen Anlage nach in jedem Fall gliedernder Natur ist. Ein Verfahren, das der Produktion von unendlich vielen Zeichenfolgen mit nur endlich vielen Zeichen dient – und nur so kann es auch zu einer unendlichen Folge solcher Zeichenfolgen kommen – setzt notwenig auf Blockbildung, und d.h. es setzt notwendig auf Stellenwert. Ein solches Verfahren kann nur so funktionieren, daß die vorgegebene bzw. vorzugebende endliche Menge von Zeichen ständig wiederholt wird. 

    Die ganze Technik in der Produktion dieser Zeichenfolgen besteht darin, daß in jeder gesetzten Zeichenfolge zugleich auch über die Anzahl der mit dieser Zeichenfolge aktuell – bislang – gesetzten Zeichenfolgen genau Buch geführt wird. Die Technik ist dabei die, daß der aktuelle „Zeichendurchlauf“- von links nach rechts gelesen - auf der letzten Position erfolgt, während über die Anzahl vollständiger Durchläufe auf der Position zuvor Buch geführt wird .Hat auch auf dieser Position zuvor ein  vollständiger Zeichendurchlauf stattgefunden, dann wird auf der Position zuvor um ein Zeichen „hochgeschaltet“ – sofern diese Position nicht erst noch mit dem ersten der zur Verfügung stehenden Zeichen (der 1 also) zu eröffnen ist – während die betreffende „Durchgangsposition“ danach durch eine Null „glattgestellt“ wird. Nach einem vollen Zeichendurchlauf auf der letzten Position wird links davon nach dem ersten Zeichen gesucht, das nicht zugleich auch das letzte Zeichen der vorgegebenen Zeichenfolge – die Null ausgenommen – ist, um an dessen Stelle das nächstgrößere Zeichen zu setzen und dafür alle Positionen zuvor mit Null(en) zu überschreiben. Und dann wird von hinten her, und d.h. von rechts nach links gelesen wieder so fortgefahren, als ob nichts gewesen wäre, und d.h. es wird in gewisser Weise wieder ganz von vorne angefangen.

   Es wird mit jeder Besetzung der –von links nach rechts gelesen - ersten Position auf den Positionen danach alles an Zeichenkombinationen durchgeführt, was es mit den vorgegebenen Zeichen an Zeichenkombinationen gibt, wobei in diesem Fall die Zeichenkombinationen auch von einer – oder mehreren- Null(en) angeführt werden können. Das ist das Prinzip auch, das dem ganzen Verfahren zugrunde liegt: Man hält jeweils eine Position fest, kombiniert – nach allen Regeln der Kunst sozusagen – auf den Positionen danach, und geht- wenn alle möglichen  Kombinationen ausgeschöpft sind- auf der festgehaltenen  Position um  ein Zeichen nach oben ,um das ganze Spiel wieder von vorne beginnen zu lassen. Und hat man das so oft getan, wie es verschiedene mögliche Besetzungen auf allen aktuell gegebenen Positionen gibt, dann wird eben auf eine weitere – zusätzliche, bislang nicht eröffnete – Position zuvor zurückgegriffen.

 

  II. Der Anzahl der zur Verfügung stehenden Positionen, und d.h. der Länge der aus diesem Verfahren hervorgehenden Zeichenfolgen sind so keine Grenzen gesetzt. Man könnte auch so sagen, daß wir es dabei mit einem Verfahren zu tun haben, in dem auf einer Folge von Positionen jeweils immer wieder dieselbe Reihenfolge von Zeichen aufscheint, nur daß das mit – von rechts nach links gelesen – aufsteigender Position mit (konstant) abnehmender Frequenz geschieht. Ein voller Zeichendurchlauf auf einer Position führt lediglich zu einem einzigen Zeichenwechsel auf der Position zuvor. Die Verbindung zwischen den Bewegungen auf den einzelnen Positionen wird dabei durch den „Glattstellungsmechanismus per Null“ hergestellt.  Das wäre sozusagen die vertikale Perspektive auf dieses Verfahren. Wie verhält sich das aber mit der horizontalen Sichtweise?

  Aus diesem Verfahren gehen in geordneter Reihenfolge alle – unter Berücksichtigung der besonderen Funktion der Null – möglichen endlichen „Linearkombinationen“ aus der vorgegebenen bzw. vorzugebenden endlichen Zeichenmenge hervor. Mann könnte – wie gesagt – auf die Null auch verzichten, das Verfahren wäre dann aber auch  ohne dieses vollkommen symmetrisch gliedernde Element, so wie dieses ganze System von Zeichenfolgen auch nur von einem solchen Element vollkommen symmetrisch gegliedert werden kann. Und natürlich wird in diesem Verfahren jede neu gebildete Zeichenfolge immer auch ganz von vorne aufgenommen. Es werden – mit anderen Worten – Zeichenfolgen nicht einfach nur ergänzt Jede Ergänzung bzw. Abwandlung geht vielmehr mit der Neuproduktion so einer Folge von Anfang an einher. An Ergänzungen bzw. Modifikationen gibt es – positionsbezogen, ob nun bereits bestehend oder erst noch zu eröffnend – ebenso viele Möglichkeiten als es vorgegebene Zeichen gibt, und jede dieser Möglichkeiten wird im Rahmen dieses Verfahrens auch realisiert.

   Operativ wird das ganze Verfahrensgeschehen – wie gesehen – von hinten her aufgenommen, und d. h. es wird von links nach rechts gesehen bzw. gelesen vollzogen. Nur so auch lassen sich systematisch alle möglichen Linearkombinationen aus der vorgegebenen Zeichenmenge erfassen. Man könnte sich nichtsdestoweniger die ganze Menge der Zeichenfolgen auch so angeordnet denken, daß diese Fortschreibungen bzw. Modifikationen von rechts nach links gesehen und gelesen erfolgen. Jede einzelne   Folge würde so im System aller dieser Folgen zu einem Verzweigungspunkt von der Ordnung der Anzahl der Elemente der vorgegebenen Zeichenmenge. Zu achten wäre dabei nur darauf, daß keine dieser Folgen mit einer Null beginnen, sehr wohl aber mit einer solchen enden darf.

 

  III. Unabhängig von solchen   Ordnungsfragen ist es so, daß die Entwicklung bzw. Fortschreibung einer Zeichenfolge in jedem Fall eine endliche Entwicklung bzw. Fortschreibung ist. Es kommt- genauer- immer nur zu einer Ergänzung um jeweils ein Zeichen, sofern es überhaupt auch zu einer Ergänzung  kommt. Bevor ergänzt wird, werden –wie gesagt- auf den bereits bestehenden bzw. besetzten Positionen alle nur gegebenen Möglichkeiten der Kombination aus den zur Verfügung stehenden Zeichen durchgespielt. Das Verfahren tritt – was die Größe ,und d.h. Länge der Zeichenfolge betrifft- nach jeder neu eröffneten Position immer für eine gewisse Zeit auf der Stelle , und es tritt mit aufsteigender Position zunehmend auch länger auf der Stelle. Die Fortschreibung des ganzen Systems solcher  Folgen findet sich nach jeder neu eröffneten  Position unterbrochen, um auch alle Möglichkeiten der Kombination an Zeichenfolgen, die sich  inklusive dieser neuen Position - die im übrigen auch wieder sukzessive mit allen zur Verfügung stehenden  Zeichen besetzt werden kann-  anbieten, auch auszuschöpfen. Und diese Unterbrechungen werden –wie gesagt- auch immer länger. Es gibt im ganzen System dieser Zeichenfolgen keine zwei aufeinanderfolgenden Zeichenfolgen, die sich der Länge nach um mehr als ein Element unterscheiden würden.

 Darauf gilt es zu achten, wenn man untersucht, wie sich das ganze Verfahren im Unendlichen gestaltet. Dadurch ist nämlich – in gewissen Sinne – ausgeschlossen, daß aus diesem Verfahren jemals eine unendliche   Zeichenfolge hervorgehen könnte. Dem ganzen Verfahren gereicht es - so wie es organisiert ist- auch im Unendlichen insoweit – aber auch nur insoweit – zur Produktion endlicher Zeichenfolgen. Das ist um übrigen auch die Voraussetzung dafür, daß dieses Verfahren Verfahren zur Produktion einer Menge von Zeichenfolgen, die der Darstellung der Menge der natürlichen Zahlen dient, sein kann. Unendliche Zeichenfolgen können mit keiner natürlichen Zahl mehr in Verbindung gebracht werden, einfach weil sich natürliche Zahlen ausschließlich als endliche Zeichenfolgen verstehen. Jede natürliche Zahl steht für einen bestimmten, genau bezifferbaren, und d.h. in diesem Falle auch – materiell – reproduzierbaren – endliche – Zahlenwert. Eine unendliche Zeichenfolge können wir dagegen in keinem Fall auch nur vollständig anschreiben, einfach weil solche Folgen kein Ende haben. Und in gewissem Sinne wird in diesem Verfahren die Produktion unendlicher Zeichenfolgen verfahrensbedingt abgeblockt. Nichtsdestoweniger bringt uns dieses Verfahren  jede unendlichen Zeichenfolge beliebig nahe, und in diesem Sinne dient dieses Verfahren auch der Produktion unendlicher Zeichenfolgen, und d.h. es dient  - insoweit - schon auch der Produktion  - der Menge - irrationaler Zahlen. 

   Die natürlichen Zahlen- und mit ihnen alles, was sich daraus an weiteren Zahlen ableitet, und d.h. die reellen Zahlen insgesamt – gibt es auch nur, weil es dieses Verfahren gibt. Wo und wann immer auf Zahlen konkret zurückgegriffen wird, wird darauf in einer Form und Gestalt zurückgegriffen, die ihnen durch dieses Verfahren ermöglicht ist. Dazu gibt es einfach auch keine Alternative. Wenn in der Mathematik mit Modellen natürlicher Zahle gehandelt wird, die von diesem Verfahren glauben abstrahieren zu können, so ist das ein vollkommen realitäts-praxisfremder Ansatz.

   Man kann in der Darstellung und im Umgang mit natürlichen Zahlen nicht mit einem einzigen Zeichen auszukommen versuchen. Versuchen könnte man es vielleicht. Mit den „Zahlen „die dabei hervorgehen, könnte man aber weder rechnen, noch ließen sich in diesem System die einzelnen Zahlen ihrem Zahlenwert nach identifizieren. Sie haben in diesem System keinen solchen Zahlenwert. Gänzlich unbrauchbar wird diese Methode in der Darstellung rationaler Zahlen als b-al-Brüche, und es ist nun einmal diese Darstellung allein, die uns unmittelbar – Zahlen auch einen – auch ihren – ihren Zahlenwert zuordnen läßt. Das ist die einzige zahlenwertige Darstellung, die wir für Zahlen haben. Jeder mengentheoretische Ansatz versagt dann notwendig, ganz zu schweigen von der Entwicklung von Algorithmen, die uns mit solchen Zahlen dann auch rechnen ließen.

 

3. Die  Widerspruchsfreiheit der reellen Zahlen

 

  I. Die reellen Zahlen und mit ihnen die Mathematik sind insgesamt ein Produkt dieses Verfahrens zur Produktion aller möglichen Kombinationen von Zeichenfolgen aus den Zeichen einer –vorzugebenden endlichen Zeichenmenge. Die Erweiterung von Zahlbereichen ist in der historischen Entwicklung immer aus praktischen Notwendigkeiten heraus geboren worden, wobei in dieser historischen Entwicklung die Einführung positiver rationaler Zahlen noch vor der Einführung negativer ganzer Zahlen gelegen hat. Die rationalen Zahlen korrespondieren der Operation „ Teilen“, und diese Operation gehört- nicht weniger als das Abzählen- zu den aus der alltäglichen menschlichen Praxis nicht wegzudenkenden Tätigkeiten.

   Formal bestehen rationale Zahlen aus „Brüchen ganzer Zahlen. Und gedacht sind diese Zahlen dazu, die in der Menge der natürlichen Zahlen nur beschränkt ausführbare Division auch unbeschränkt ausführen zu können. Es wäre dies allerdings auch nur eine Scheinlösung, wenn diese formalen Brüche,  im Einzelfall nicht auch aufgelöst  werden könnten, und d.h. wenn die Division  nicht immer auch durchgeführt werden könnte  Mit  Brüchen  läßt  sich  einfach  auch  kein präziser  Zahlenwert verbinden. Auf der Ebene bloßer Bruchdarstellung lassen sich Brüche auch wieder nur – formal – bezüglich ihres „Größer-oder-kleiner-Seins-als“ miteinander vergleichen.Man bildet dazu einfach nur die Differenz  zweier solcher Brüche , und stellt fest, ob das Ergebnis positiv ist, und d. h. als  für natürliches p, q,  schreiben läßt oder nicht. Trifft ersteres zu, dann ist  größer als , in Zeichen: . So stellen wir uns das auch vor. Das kann dann auch nicht anders sein.

 Wenn man wissen will, wie groß ein Bruch nun ganz genau ist, dann kann man das nur, wenn man diesen Bruch auch auflöst, und d.h. wenn man Zähler durch Nenner dividiert und so in einen anderen Bruch, einen b-al-Bruch nämlich, überführt. Dann läßt sich auch sofort nicht nur feststellen, ob ein Bruch  größer oder kleiner als ein anderer Bruch ist; man kann sofort auch sagen,  wie groß – unabhängig von irgendwelchen Vergleichen mit anderen Brüchen – so ein Bruch ist

  Ihre – mathematische – Identität als Zahl beziehen rationale Zahlen insofern nur aus ihrer b-al-Bruchdarstellung. Nur in dieser Form sind rationale Zahlen im übrigen auch maschinell verwert- bzw. darstellbar. Die Existenz rationaler Zahlen wäre gegenüber den natürlichen Zahlen auch eine mindere Form von Existenz wenn rationale Zahlen nur operativ angedeutet, nicht aber auch operationsfrei dargestellt werden könnten. Schließlich steht das Bruchzeichen bzw. der waagrechte Strich / in  auch für das – ganz gewöhnliche bzw. reguläre – Divisionszeichen. Eine andere Interpretation gibt es dafür nicht, und interpretiert werden wollen diese Zeichen schließlich auch.

 

   II. Es verhält sich diesbezüglich mit diesem Bruchstrich nicht anders als mit dem Minuszeichen bei negativen Zahlen. Man kann nicht sagen, das wäre einfach nur ein Symbol. Daß man für den Umgang mit so einem Symbol gewisse Regeln festlegt, das reicht nicht hin, um so ein Symbol auch zu einem sinnvollen Symbol werden zu lassen. Die Einführung solcher Symbole hat nur Sinn, wenn damit bei konkreter Zahldarstellung auch konkret gerechnet werden kann. Solche Symbole können auch nur für bestimmte Rechenoperationen bzw. – mathematisch korrekt ausgedrückt – Verknüpfungen stehen, und Verknüpfungen können nicht einfach – nach Belieben – konstruiert werden.

   Wenn in der Mathematik – effektiv – nur mit zwei elementaren, originären Verknüpfungen gearbeitet wird – Addition und Multiplikation nämlich – so liegt das  einfach daran, daß im Körper der rationalen Zahlen, und d. h. in der Zahlenmenge, in der alle Grundrechnungsarten – erstmalig – auch unbeschränkt ausführbar sind,  nur diese beiden Verknüpfungen von einer eigenen mathematischen Identität sind. Was die natürlichen Zahlen anbelangt, liegt nur die Addition als eigenständige Verknüpfung vor, nachdem sich dort – auch – die Multiplikation auf die Addition zurückführen läßt. Zu einer von der Addition unabhängigen Verknüpfung wird die Multiplikation erst innerhalb der Menge der rationalen Zahlen. Subtraktion und Division gehen h dagegen in jedem Fall in Addition bzw. Multiplikation als den dazu jeweils inversen Operationen auf.

 

   III. Die Einführung negativer bzw. inverser Zahlen läßt Subtraktion bzw. Division als eigenständige Operationen überflüssig werden. Subtraktion einer Zahl bzw. Division durch eine Zahl entspricht dann einfach der Addition der betreffenden negativen Zahl bzw. der Multiplikation mit der entsprechenden inversen Zahl. Nichtsdestoweniger darf das Minuszeichen vor einer negativen Zahl bzw. das in einer inversen Zahl verdeckt mit enthaltene Divisionszeichen nicht einfach mit dem Minuszeichen für die Subtraktion bzw. dem Divisionspunk ":" für die Division gleichgesetzt werden, auch wenn es praktisch, und d.h. de facto damit gleichzusetzen ist. Wir brauchen uns dazu vor eine negative Zahl nur eine Null gesetzt zu denken und haben damit sofort den Term, der diese negative Zahl zum Ergebnis hat. Das Inverse einer Zahl a läßt sich – analog – durch  anstelle von  schreiben. Allerdings wird ein Bruch wie  auch (formal) weniger operativ als Rechenausdruck sondern vielmehr     (stationär) als Zahl – als rationale Zahl eben – verstanden.

    Das aber wiederum setzt voraus, daß so ein Rechenausdruck tatsächlich auch aufgelöst werden kann, und d.h. daß die darin beschriebene Division auch ausführbar ist. Die Unterscheidung zwischen Zahlen und den Verknüpfungen, die mit diesen Zahlen ausführbar sind, ist für die ganze Mathematik – natürlich – konstitutiv. Und insofern ist die – effektive – Ausführbarkeit der Division ganzer Zahlen eine notwendige Voraussetzung für die Existenz rationaler Zahlen. Es muß also einen Algorithmus geben, der uns sagt, wie zwei Zeichenfolgen, so wie wir sie – alternativlos – zur Darstellung natürlicher Zahlen verwenden, dividiert werden können, genauso wie wir einen solchen Algorithmus für die Addition und Multiplikation solcher Zeichenfolgen haben. Haben wir diesen Algorithmus erst einmal gefunden, brauchen wir uns über eine weitere Interpretation bzw. Begründung der dadurch ermöglichten bzw. definierten mathematischen Operation „Division“ keine Gedanken zu machen. Der konkrete Vollzug am konkreten Objekt spricht uns von allen weitergehenden Überlegungen und Erklärungen darüber, was so eine Operation „ist“, frei. Und dann erübrigen sich auch irgendwelche Beweise für die Existenz bzw. Eindeutigkeit aber auch Widerspruchsfreiheit einer solchen Operation.

    Bei formal-abstrakter Beschäftigung mit mathematischen Dingen sind diese Beweise immer auch zu führen. Was bei konkreter materieller Existenz – und materielle Existenz ist immer konkrete Existenz – vorliegt, das kann in sich nicht widersprüchlich sein. So wie es vorliegt, liegt es widerspruchsfrei vor, und es liegt überdies so auch einzigartig vor. Wenn die ganze Mathematik unabhängig von irgendwelchen Widerspruchs- bzw. Widersprüchlichkeitsfragen entwickelt wird, so liegt das einfach nur daran, daß sich die ganze Mathematik als Mathematik der reellen Zahlen versteht bzw. aus diesen reellen Zahlen in dem Sinne ableitet, als die die Mathematik bzw. Analysis einleitende Begründung  dieser reellen Zahlen die materielle Basis der – ganzen – Mathematik darstellt. Materiell findet diese Basis die ganze Entwicklung der Mathematik über jedenfalls keine weitere Ergänzung. Und das hat offenbar – wie gesagt – damit zu tun, daß auch das System der Darstellung bzw. Produktion reeller Zahlen keine weitere Ergänzung mehr zuläßt. Dieses System findet mit den irrationalen Zahlen ihren Abschluß und resp. damit auch ihre Vollständigkeit.

 

4. Die formale und  die materielle Vollständigkeit  der reellen Zahlen

 

  I. In der Mathematik wird das mit der Vollständigkeit der reellen Zahlen bekanntlich anders interpretiert. Allerdings ist das keine Interpretation, die sich unabhängig von der regulären – und im übrigen auch einzig möglichen, zahlenwertigen – Darstellung reeller Zahlen gestalten würde bzw. gestalten könnte. Gäbe es im System der Darstellung bzw. Produktion reeller Zahlen über die irrationalen Zahlen hinaus noch Platz für weitere Zahlen bzw. (Zahl-)Zeichenfolgen, dann wären auch diese Zahlen bzw. Zeichenfolgen noch den reellen Zahlen zuzurechnen. Tatsache ist, daß alles, was in diesem  – einen – System von Zahldarstellung in dessen möglichen, zahlenwerthaltigen Erweiterungen über die rationalen Zahlen hinaus an Zahldarstellung möglich ist, von den irrationalen Zahlen abgedeckt ist. Irrationale Zahlen verstehen sich in diesem System als nicht-periodische unendliche b-al-Brüche. Das ist über die Darstellung rationaler Zahlen als endlicher oder periodisch unendlicher Brüche alles, was uns dieses System noch anbieten kann. Die Division natürlicher Zahlen schöpft das Potential dieses einen Systems von Darstellung noch nicht aus. Sie führt – definitionsgemäß – über die "Auflösung" rationaler Zahlen in b-al-Brüche – Dezimalbrüche beispielsweise und insbesondere – nicht hinaus.

   Die Division natürlicher Zahlen „geht“ dem – allgemeinen – Divisionsalgorithmus natürlicher Zahlen zufolge zwar nicht immer auch  „auf“; es kommt in diesen Fällen dann allerdings  (wenn nicht von Anfang an, dann jedenfalls nach endlich vielen Stellen) –  nur – zur Wiederholung von immer ein und derselben endlichen Zeichenfolge. Im System solcher Bruchdarstellungen entsprechen rationale Zahlen genau der (Teil-)Menge endlicher bzw. periodisch-unendlicher Brüche. Übrig bleiben dann allein noch nicht-periodisch unendliche Brüche, und diese Brüche werden als irrationale Zahlen bezeichnet. Voraussetzung dafür ist, daß solchen Brüchen ein Zahlenwert zugeordnet werden kann, auch wenn es uns nicht möglich sein sollte – und es ist uns das tatsächlich auch nicht möglich – solchen Brüchen auch einen konkreten Zahlenwert zuzuordnen. Notwendige – aber auch zureichende – Voraussetzung dafür ist wiederum, daß solche Brüche als Folgen betrachtet – wenn sie sich denn auch als Folgen betrachten lassen, was in Frage steht, wie dieser Aufsatz zeigt – konvergieren. Zahlenwert einer solchen "Folge" bzw. der dadurch repräsentierten Zahl ist dann deren Grenzwert, ein Grenzwert, der – materiell – notwendig in nichts anderem als der unendlichen Zeichenfolge selbst besteht. Das gilt in gleicher Weise für rationale Zahlen mit periodisch-unendlicher b-al-Bruchdarstellung. Wir haben auch für solche Zahlen keinen endlichen Zahlenwert, und d.h. es gibt keine operationsfreie Darstellung einer solchen Zahl als Zahl mit nur endlich vielen Zeichen.

   Die formale Darstellung rationaler Zahlen als Bruch  natürlicher Zahlen p, q gilt – wie gesagt – als Zahldarstellung nur deswegen, weil es auch möglich ist, diesen Bruch aufzulösen, und d.h. die in dieser formalen Darstellung – implizite – vorgesehene bzw. enthaltene Division effektiv auch auszuführen. Daß man dabei nicht zu Ende kommt, das stört zumindest in den Fällen nicht, wo man weiß bzw. wo sich zeigt, wie das mit dieser Division – endlos – immer weiter geht. So steht die rationale Zahl  in unserer Vorstellung – aber auch in der mathematischen Realität – schon auch für eine ganz präzise bestimmte Zahl, auch wenn wir uns in der Darstellung von deren Zahlenwert in b-al-Bruchdarstellung immer nur mit einem Näherungswert bescheiden müssen.

    B-al-Brüche sind nach mathematischer Leseart bzw. Definition nichts anderes als unendliche Reihen und können als solche auf ihre Konvergenz hin untersucht werden, und diese Untersuchung fällt bei periodisch-unendlichen Brüchen besonders einfach aus. Periodisch-unendliche Brüche nehmen die besondere Form einer unendlichen geometrischen Reihe an, und diese Reihe konvergiert, wenn dessen „Argument“ dem Betrage nach kleiner als 1 ist, so wie wir das bei periodisch-unendlichen Brüchen auch haben. Zum Nachweis der Existenz solcher Brüche benötigen wir also nicht das Vollständigkeitsaxiom. Der Grenzwert, und d.h. Zahlenwert periodisch-unendlicher b-al-Brüche läßt sich insofern – was wir bei Grenzwerten im allgemeinen nicht haben – in diesem Fall „direkt“ ausrechnen. Die Konvergenz nicht-periodisch-unendlicher Brüche läßt sich dagegen nur mit Hilfe des Vollständigkeitsaxioms nachweisen, wobei auch in diesem Fall die Abschätzung der Differenzbeträge von Partialsummen wieder mit Hilfe der geometrischen Reihe erfolgt. Auf diese Weise läßt sich die Folge der Partialsummen, und d.h. läßt sich der ganze Bruch als eine Cauchy-Folge nachweisen, und Cauchy-Folgen konvergieren – per Axiom – in .

 

  II. Das ist der Inhalt des Vollständigkeitsaxioms in einer seiner – gleichwertigen – Versionen bzw. Varianten. Der Grenzwert, und d.h. der Zahlenwert nicht-periodisch-unendlicher Brüche bleibt uns allerdings verschlossen. Irrationale Zahlen erschließen sich uns insofern nur in operativer Darstellung als unendlicher Reihe etwa und insbesondere, wobei man einer solchen Reihe wie etwa der Eulerschen Zahl  ihre Irrationalität nicht ansieht. Der Nachweis dieser Irrationalität ist im Einzelnen immer auch zu führen, und dieser Nachweis gestaltet sich im allgemeinen auch nicht gerade einfach. Grundsätzlich ist es so, daß solche Beweise nur indirekt zu führen sind. Man geht davon aus, die betreffende Zahl wäre rational, und führt diese Annahme zu einem Widerspruch.

Natürlich kann man eine – mögliche – rationale Darstellung p/q einer solchen – letztendlich – irrationalen Zahlen nicht für jedes mögliche Paar p, q ganzer Zahlen im einzelnen ausschließen wollen. Bei unendlich vielen solcher Paare würde man dabei nie an ein Ende, und d.h. nie zu einem – definitiven – Ergebnis kommen. Zumeist ist es die – ohne Einschränkung der Allgemeinheit angenommene – teilerfremde Darstellung p/q einer rationalen Zahl, die bei solchen Beweisen ad absurdum gewissermaßen geführt wird. Das klassische Beispiel dafür ist der Beweis der Irrationalität von Ö2. Es ist dies dasjenige Beispiel auch, daß in der Entwicklung der Mathematik der Motivierung des Vollständigkeitsaxioms dient. Allgemein ist zu sagen, daß die systematische Entwicklung der Mathematik, so wie sie in den Analysis-Lehrbüchern vorgetragen wird eine operative Entwicklung in dem Sinne ist, daß dabei nicht auf Zahlen, und ihre Darstellung sondern auf das, was sich mit Zahlen machen bzw. nicht machen läßt, gesehen wird. Der axiomatischen Begründung der reellen Zahlen selbst ist jede Unterscheidung zwischen den verschiedenen Zahlbereichen wie natürlichen, ganzen, rationalen und irrationalen Zahlen – zunächst jedenfalls – fremd.

    Alsbald stellt sich dann allerdings die Notwendigkeit einer (gesonderten) Definition bzw. Begründung der natürlichen Zahlen sowie (gegebenenfalls) auch deren Einbettung – will heißen Identifizierung mit einer Teilmenge der reellen Zahlen –  in diese reellen Zahlen heraus. Wir benötigen diese Zahlen, um den Folgenbegriff einführen zu können, und ohne diesen Folgenbegriff wäre die ganze Mathematik so nicht möglich. Dieser Begriff ist für die Mathematik insgesamt ebenso fundamental wie zentral. Die Grenzwertdefinition und in deren Gefolge der ganze Infinitesimalkalkül resp. die ganze Analysis wäre ohne diesen Folgenbegriff obsolet.

 

  III. Also, die natürlichen Zahlen müssen innerhalb der reellen Zahlen schon eigens ausgezeichnet bzw. ausgewiesen werden. Das aber können sie in authentischer Weise nur in der Form und Gestalt, die ihnen in dem Verfahren zu ihrer Darstellung im Einzelnen auch zukommt. Was die mathematische Realität und Identität dieser Zahlen anbelangt, kann von diesem Verfahren nicht abstrahiert werden. Jedes anders Modell wird dieser Realität bzw. Identität nicht gerecht. Man kann mit den „Zahlen aus diesen Modellen nicht rechnen, und man kann diese „Zahlen" in diesen Modellen - ihrem Zahlenwert nach, der jeder Zahl wesenhaft zukommt –  nicht einmal identifizieren. Man kann dieses authentische Verfahren zur Konstruktion bzw. Produktion der natürlichen Zahlen auch nicht formalisieren, was man unter formalisieren eben so versteht, die Reduktion von Gegebenem auf dessen bloße Form , und d.h. die Abstraktion  in diesem Gegebenem von allem wesenhaft Materiellen.

   Was dieses Verfahren zur  Konstruktion bzw. Produktion der  natürlichen Zahlen anbelangt, so besteht dieses wesenhaft Materielle in der Auswahl  der zur Verwendung kommenden Zeichen, bzw. in dem Regelwerk, nach dem  dann daraus alle nur möglichen endlichen Zeichenfolgen geformt werden. Wir können uns diese Zeichen vorgeben wie wir wollen, und wir können sie auch in jeder beliebigen Reihenfolge setzen. Wir müssen uns nur auf so eine Reihenfolge auch verständigen. Alles Weitere ist dann Aufgabe des besagten Regelwerks, so wie es an anderer Stelle schon ausführlich beschrieben wurde. Eine Formalisierung des Verfahrens zur Darstellung resp. Produktion der natürlichen Zahlen könnte sich allenfalls auf dieses Regelwerk beziehen. Auswahl und Anordnung (in Reihenfolge) der Elemente, die dabei Verwendung finden, entziehen sich notwendig einer Formalisierung. Damit läßt sich einfach kein Abstraktionsgeschehen verbinden, so wie wir es bei Formalisierungen immer auch haben (müssen). Diese Elemente kann man nur explizit-materiell und nie einfach nur abstrakt-ideal namhaft machen, so wie wir sie uns aussuchen, und in der Reihenfolge, in die wir sie bringen.

  Das überträgt sich dann entsprechend aber auch auf das Regelwerk, das den Umgang mit diesen Elementen bestimmt. Es kann dann auch nur mit dem konkret ausgewählten Material in konkret festgesetzter Reihenfolge, nicht stellvertretend dafür aber mit allgemeinen Symbolen in allgemeiner Reihenfolge (was heißt das schon?) gearbeitet werden. Es geht dann nicht einfacher, und es geht auch nicht allgemeiner.

 

5. Die irrationalen Zahlen als Grenzwertmenge der natürlichen Zahlen

 

   I. Wir haben es bei dem Verfahren zur Darstellung der natürlichen Zahlen nicht mit dem Vollzug eines Gesetzes zu tun, das eine Vielzahl von Einzelfällen abdecken würde, so wie es sich beispielsweise und insbesondere mit Verknüpfungen und den dafür geltenden bzw. geltend gemachten Axiomen verhält. Verknüpfungen spielen auf einer ganzen Menge von Elementen, und sie tun das immer auch in gleicher Weise, was bestimmte grundlegende Verhaltenweisen – sprich Eigenschaften – anbelangt. Gesetze sind notwendig allgemeiner Natur. Konkretisierungen von Gesetzen sind immer Spezifizierungen in Form und Gestalt verschiedenster Einschränkungen. Man kann die Bedingungen, die den „Gesetzesfall“ beschreiben bzw. festlegen, immer weiter präzisieren, und damit das Gesetz immer mehr auch perfektionieren. Man wird aber selbst auf diese Weise nie zu einem Gesetz bloß für den Einzelfall finden, einfach weil es so ein Gesetz nicht gibt. Mit konkreten Symbolen für konkrete Objekte lassen sich keine Gesetze formulieren. Auch unsere Sprache ist in diesem Sinne eine Sprache von - ausschließlich - Allgemeinbegriffen. In seiner ganzen Konkretizität verschließt sich der Einzelfall jeder sprachlichen Beschreibung. Der Einzelfall ist in dieser Konkretizität ein Grenzwert sprachlicher  Beschreibung, und d.h. ein Wert, an den sich Sprache zwar  belieblig  nahe herantasten kann, den sie in seiner ganzen konkreten und   spezifischen Realität und Identität aber niemals erreicht.

   Das einfachste Beispiel für ein   mathematisches Gesetz ist das Kommutativgesetz für die Addition etwa, auch wenn dieses Gesetz für gewöhnlich als Axiom, und d.h. als –unmittelbar einsichtige – Festsetzung gehandhabt wird. Es gibt bekanntlich aber auch diese Ansätze, in denen dieses Gesetz auch wirklich Gesetz, und d.h. beweisbare Behauptung ist. Jedenfalls haben wir es bei diesem Gesetz um ein Gesetz zu tun, dessen „Formalität“ außer Frage steht. Der Sachverhalt so wie er diesem Gesetz zugrunde liegt, läßt sich nicht anders formalisieren als er in diesem Gesetz formalisiert ist, und er ist in diesem Gesetz offenbar auch optimal formalisiert

   Natürlich muß bei solchen Formalisierungen immer auch auf die Mengen verwiesen werden, denen die allgemeinen Symbole des Gesetzestextes „entnommen“ sind. Bei einer – allgemeinen Verknüpfung wie der Addition kommen dafür aber auch nur Zahlenmengen in Frage, auch wenn es sich dabei nicht gleich um die ganze Menge der reellen Zahlen handeln muß. Allerdings kommen ansonsten auch nur allgemeine, natürliche Teilmengen dieser reellen Zahlen wie die Menge der natürlichen, ganzen oder rationalen Zahlen in Frage.

 

   II. Es wäre sinnlos sich  dabei auf andere Mengen zu verständigen, einfach weil das mit  unnötig viel Aufwand verbunden wäre, ohne daß das mathematisch auch etwas  bringen würde .Es wäre dabei insbesondere auch  dafür Sorge zu tragen, daß die Addition auf dieser konstruierten Menge auch definiert und d.h. unbeschränkt ausführbar ist. Bei ausgesuchten Mengen erfordert dieser Nachweis der Abgeschlossenheit womöglich eine umfassende Einzelfallprüfung. Bei den klassischen Zahlenmengen besteht diesbezüglich dagegen hinreichend Klarheit. Die ganzen Zahlbereichserweiterungen, so wie sie sukzessive zu den reellen  Zahlen führen, erfolgen bekanntlich zu dem Zwecke, sich nach  und nach von allen Einschränkungen in der Ausführung elementarer Verknüpfungen – will heißen Grundrechnungsarten – so wie sie auf untergeordneten Zahlbereichen noch bestehen, zu befreien.Diese Erweiterungen werden formal vorgenommen, und d.h. es kommt dabei nicht etwa zur Auflistung aller Zahlen des –dann- nunmehr erweiterten Zahlbereiches. So bestehen die ganzen Zahlen aus allen natürlichen Zahlen n ergänzt um alle Negativen -n dieser Zahlen. Die rationalen Zahlen wiederum umfassen alle Brüche  ganzer Zahlen p, q, .

   Nur für die irrationalen Zahlen gibt es nicht auch eine entsprechende Formalisierung, Es gibt einfach keine - mathematische - Operation, die uns von den rationalen Zahlen zu den irrationalen Zahlen übergehen ließe. Irrationale Zahlen lassen sich nur – negativ - über ihre spezifische Darstellung als b-al-Brüche charakterisieren. Sie umfassen im „System“ dieser Brüche genau alle nicht-periodisch nicht-endlichen Zeichenfolgen. Damit wird in diesem System von diesen irrationalen Zahlen genau auch noch die Lücke geschlossen, die von den rationalen Zahlen darin noch hinterlassen ist. Keine irrationale Zahl läßt sich vollständig als b-al-Bruch darstellen, auch wenn wir wissen, wie so eine Darstellung auszusehen hätte. Die Bedingung, denen eine Darstellung irrationaler Zahlen diesbezüglich zu genügen hat, ist – wie gesagt – allerdings nur negativ formuliert , und d.h. indirekt bestimmt. Die entsprechenden Bruchdarstellungen dürfen nicht in irgendwelche Periodizitäten „ausarten.“

   Anhand eines vorliegenden Bruches läßt sich das allerdings nicht feststellen, einfach weil Brüche dieser Art nicht vollständig vorliegen können. Dadurch, daß wir eine sowohl notwendige als auch zureichende Bedingung an die Form und Gestalt solcher Brüche stellen, sind diese Brüche nicht schon auch in ihrer Existenz nachgewiesen. Unendliche Folgen wollen schließlich immer auch effektiv produziert sein, und produziert werden können solche Folgen-wie wir wissen- nicht   in der Zeit und nicht im Raum. Die Produktion solcher Folgen muß vielmehr einem Verfahren vorbehalten bleiben, das diese Folgen nicht erst zu produzieren hat, einfach weil sie diese per Verfahrensvorschrift(en) immer schon produziert hat. Das ist die einzige (Verfahrens-)möglichkeit, aus der Unendliches hervorgehen kann. Wo ist also das Verfahren, das uns eine unendliche nicht- periodische Zeichenfolge beschert?

   Man kann eine solche Zeichenfolge jedenfalls nicht – willkürlich- Zeichen für Zeichen festlegen, einfach weil sich so etwas nur in –Abhängigkeit von Zeit und Raum tun ließe, Raum und Zeit aber – wie gesagt – ein ungeeignetes Medium für die Produktion von Unendlichem sind. Es gibt offenbar aber auch nicht die Folgenvorschrift, die uns sukzessive mit den unendlich vielen Bruchstellen einer solchen irrationalen Zahl bedienen könnte. Das wäre allein deswegen schon nicht möglich, weil uns dafür nicht genügend natürliche Zahlen zur Verfügung stünden.

 

   III. Die Menge der natürlichen Zahlen besteht aus allen endlichen „Linearkombinationen“ aus einer vorgegebenen endlichen Menge von Zeichen. Der Anzahl der Zeichen sind dabei keine Grenzen gesetzt, und nur deswegen ist die Menge der natürlichen Zahlen eine unendliche Menge, auch wenn jede natürliche Zahl immer nur endlich viele Zeichen umfaßt. Dadurch, daß man eine Zeichenfolge immer wieder – nur – um ein Zeichen ergänzt, kann – prozessual, und d. h. aus der Perspektive einer Ergänzung Zeichen für Zeichen betrachtet – so eine  Zeichenfolge auch nie zu einer unendlichen Zeichenfolge ,und d.h. einer Zeichenfolge mit nicht-endlich vielen Zeichen, werden. Allenfalls als Endprodukt kann man sich aus so einem Verfahren eine unendliche Zeichenfolge hervorgehend denken. Es muß nur auch sichergestellt sein, daß in diesem Verfahren auch für eine ständige Ergänzung gesorgt ist. Es darf dieses Verfahren auch kein zeitbezogenes und auch kein raumabhängiges Verfahren sein.

   Also, wenn vorgegeben ist, wie sich das mit der sukzessiven und fortlaufenden Ergänzung um immer weitere Zeichen gestaltet, dann können wir das Ergebnis eines solchen Verfahrens –abschließend als unendliche Zeichenfolge ansehen. Wir können uns dann die endlos vielen Zeichen so eines Verfahrens alle auf einmal gesetzt denken und finden so – final, und d. h. aus der Perspektive dessen betrachtet, was das Verfahren insgesamt zu leisten vermag – zwangsläufig zu einer unendlichen Zeichenfolge. Ein Verfahren, bei dem es nicht darauf ankommt, daß effektiv-materiell auch etwas bewegt wird, läßt sich einfach nur in Gedanken vollzogen denken, und wenn es sich dabei um ein Verfahren handelt,  zu dessen Vollzug unendlich viele bzw.– zurückhaltender formuliert – nicht endlich viele Schritte gehören, dann läßt sich so ein Verfahren – abschließend – auch nur in Gedanken vollzogen denken. Das, was wir im zeitlich-räumlichen Nacheinander bzw. Nebeneinander nie tun könnten, unendlich vieles Verschiedenes aneinanderreihen nämlich, in unserer Vorstellung haben wir damit nicht die geringsten Probleme.

   Wir können uns unendlich viele Zeichen problemlos auf einmal gesetzt denken, ohne auf ein geordnetes Setzen in Reihenfolge aller dieser Zeichen verzichten zu müssen. Wir können sozusagen per Dekret bestimmen, daß das ganze Verfahren in Gang gesetzt sein möge, und sofort auch ist dieses Verfahren nicht nur in Gang gesetzt, sondern auch zu (s)einem – unendlichen Abschluß gebracht. Allerdings ist das Verfahren zur Darstellung der natürlichen Zahlen nicht nur in der Darstellung dieser Zahlen ergiebig. Es gibt eine Unendlichkeit nach der Unendlichkeit der natürlichen Zahlen resp. endlichen Zeichenfolgen, die Unendlichkeit der irrationalen Zahlen, resp. die Unendlichkeit der – Menge der – unendlichen Zeichenfolgen nämlich. Diese Unendlichkeit übersteigt die Unendlichkeit der Menge der natürlichen Zahlen sowohl in Bezug auf die einzelne unendliche Zeichenfolge als auch in Bezug auf die Menge aller solcher Zeichenfolgen. Jede solche Zeichenfolge enthält mehr Zeichen als es natürliche Zahlen gibt, und auch die Menge aller solcher Folgen umfaßt mehr Elemente als die Menge der natürlichen Zahlen über Elemente verfügt. Ersteres folgt einfach daraus, daß jede Bruchstelle eines unendlichen Bruches entsprechend der Position, die sie im ganzen Bruchstellengefüge einnimmt, auch für eine ganz bestimmte natürliche Zahl steht. Das gilt – prozessual, und d. h. in der Abfolge der Bruchstellen – für jede einzelne Bruchstelle, nicht aber auch – final, und d. h. im Ergebnis so einer Bruchentwicklung – für das Bruchstellengefüge als Ganzes. Mit einer unendlichen Zeichenfolge läßt sich einfach keine natürliche Zahl mehr verbinden. Letzteres der Feststellung von vorhin folgt einfach daraus, daß die Menge der natürlichen Zahlen eine nicht-abzählbare Menge ist. Das wiederum ist eine Folge dieses Verfahrens, das über endliche Zeichenfolgen hinaus nur grenzwertweise auch an unendliche Zeichenfolgen heranführt.

 

 

Konklusion: Die Produktion der natürlichen Zahlen und die Kontinuumshypothese

 

   Die Existenz irrationaler Zahlen ist davon abhängig, daß es auch ein Verfahren gibt, von dem wir wissen, daß es nicht-periodisch unendliche Zeichenfolgen zum Ergebnis hat. Als Folge kann so ein Verfahren nicht definiert sein, weil den natürlichen Zahlen der Abschluß fehlt, der uns das Bildprodukt dementsprechend – abschließend – auch als unendliche Zeichenfolge verstehen lassen könnte. Die natürlichen Zahlen schließen auch im Unendlichen nicht mit einer unendlichen natürlichen Zahl resp. Zeichenfolge ab. Dieses Verfahren zur Darstellung der Menge der natürlichen Zahlen bedient uns mit allen  möglichen Kombinationen verschiedenster – endlicher – Anzahl von Zeichen aus einer vorgegebenen, in Reihe geordneten endlichen Menge von Zeichen. Der Länge solcher Zeichenfolgen sind in diesem Verfahren also – verfahrensgemäß – keine Grenzen gesetzt. Gleichwohl verhindert die in diesem Verfahren integrierte Blockade, daß es dabei auch nur zu einer einzigen unendlichen Zeichenfolge reichen könnte. Das Verfahren kommt allen diesen Zeichenfolgen beliebig nahe, es erreicht sie nur nicht auch – abschließend. Wir haben hier somit eine typische Grenzwertsituation vorliegen.

   Das ganze Verfahren ist ein kombiniertes Verfahren in dem Sinne, daß im Laufe dieses Verfahrens keine Zeichenfolge pro Verfahrensschritt jemals um mehr als ein Zeichen ergänzt werden könnte. Zumeist ist es ohnehin nur so, daß eine Zeichenfolge an einer – der letzten nämlich – Stelle verändert wird, ohne daß sich an der Länge der ganzen Zeichenfolge etwas ändern würde.

   Das Verfahren tritt – mit anderen Worten – was die Längen solcher Zeichenfolgen anbelangt, nach jeder Ergänzung immer auf der Stelle, und es tritt mit zunehmender Länge – wie gesehen –immer auch etwas länger auf der Stelle. Unabhängig davon aber gilt die Aufmerksamkeit des Verfahrens einer Folge immer nur kurzfristig. Das ist aber auch Voraussetzung dafür, daß aus diesem Verfahren auch alle nur möglichen Kombinationen von beliebiger endlicher Anzahl von Zeichen aus der vorgegebenen Zeichenmenge hervorgehen können. Es gehört diese wechselnde Aufmerksamkeit jedenfalls auch zu den konstitutiven Elementen dieses Verfahrens, und d.h. zu denjenigen Elementen, die auch im Unendlichen – will heißen zum Ende des Verfahren – nicht angetastet werden. Die geordnete Verfahrensweise bleibt auch im Unendlichen, und d.h. im Grenzübergang zu der nicht-abzählbar unendlichen Menge unendlicher Zeichenfolgen gewahrt.

   Grenzübergangsverfahren sind analytisch nicht rekonstruierbar, und d.h. es ist uns nicht möglich, so ein Verfahren in einzelne Teile, und d.h. Etappen zu zerlegen. Das Gleiche gilt dann notwendig auch für die aus diesem Verfahren – in diesem Fall – hervorgehende  (ganze) Grenzwertmenge, und d.h. es läßt sich daraus keine – echte – nicht-abzählbare  Teilmenge bestimmen, will heißen keine Teilmenge, die die Abzählbarkeit der natürlichen Zahlen bereits hinter sich gelassen, aber die „volle“ Nicht-Abzählbarkeit der irrationalen Zahlen noch nicht erreicht hätte. Bekanntlich ist das genau auch die Behauptung der Kontinuumshypothese.